Einem Mandanten von mir ist es passiert. Er bewegt sich viel im Internet, er müsste es besser wissen. Da kam eine Mail, erst im SPAM gelandet, dann hat sie doch seine Aufmerksamkeit geweckt. Sie war fast wie alle anderen SPAM- Nachrichten, die von einem großen Gewinn oder einer Geldsumme handelten, die schnell transferiert werden müsse. Nur, in dieser Mail war von keiner konkreten Geldsumme die Rede und es fiel ein bekannter Name, der Name eines Onkels, der in Tat vor ein paar Jahren verstorben war und der in Spanien gelebt hatte. Die Nachricht kam aus Spanien, in der Signatur war eine real existierende Kanzlei genannt. Der Onkel hatte sich niemals im Internet bewegt und dort keine Spuren hinterlassen. Die Mailadresse des Absenders war eine Google-Adresse mit dem Namen des Anwalts und keine mit dem Domainnamen verknüpfte Mailadresse, was aber bei einigen Kollegen vielleicht aus Nachlässigkeit durchaus üblich ist.
Sehr geehrter Herr XXX XXX,
Mein Name ist Herr José Garzón García, die Anwaelt des verstorbenen Herrn XXX XXX
Bevor Herr Manfred Keller starb, hat er ein vermoegen mit einer Bank hier in Spanien hintergelassen.
Alle legalen Dokumente, die Sie benoetigen um den Anspruch gerichtlich als mein Mandant Nachfolger Verwandtschaft zu erhalten, werde ich Ihnen zur Verfuegung stellen.Ich moechte Ihnen vergewissern, dass dieser Auftrag voellig Risikofrei ist. Ich werde meine Position als Anwaelt des Verstorbenen benutzen um die Transaktion erfolgreich durchfuehren.
Kontaktieren Sie mich bitte über der Unter der angegebenen E-Mail oder Telefonnummer.Die geplante Transaktion wird unter einer autorisierten Anordnung durchgefuehrt, was Sie schuetzen wird.
Falls Sie im Gegenteil wuenschen mit mir dieses Ziel zu erringen, dann bitte ich Sie fuer weitere Details mit mir Kontakt aufzunehmen.Mit freundlichen Gruessen
José Garzón GarcíaBELZUZ ABOGADOS
Nuñez de Balboa 115 bis 1 C
28006 Madrid
Tel: +34911230348
Mobile: +34603142845
garcia.jose.abogado@gmail.com
Meinem Mandaten wurde erst einmal nichts versprochen, es ging nur um die Feststellung, das ein Erbe für ein Bankkonto gesucht werden würde. Es wurde auch eine Telefonnummer genannt. Mein Mandat entschloss sich zu schreiben. Er freute sich, von seinem verstorbenen Onkel doch noch zu hören. Die Mail hatte ihn ins Herz getroffen. Das schlechte Deutsch der Mail ließ sich leicht erklären, schließlich schrieb ein Spanier … . Auch am Telefon klang erst alles plausibel. Erfreulicherweise sprach der Mann deutsch. Er hätte gerade einen Mandanten und würde später zurückrufen, bat der vermeintliche Anwalt. Was er auch tat. Als es hieß, dass das spanische Gericht in ein paar Tagen zu einer Entscheidung zwecks Auszahlung kommen könnte, wenn mein Mandant ein paar persönliche Angaben zurückmaile und eine Kopie seines Ausweises beifüge, wurde er ängstlich und fragte mich um Rat. Ob er mit seiner Mail eine verbindliche Aussage getroffen, möglicherweise Kosten verursacht habe, fragte er mich. Ich erwiderte, dass er dadurch möglicherweise ein Erbe antrete, dass einmal nach spanischem Recht und einmal nach deutschen Recht besteuert werden könne. Außerdem würde sicher das Gericht und der Anwalt Kosten einfordern. Daraufhin las sich mein Mandat die bisher eingegangenen Mails des Spaniers noch einmal durch und bediente sich eines einfachen Tricks. Er kopierte einen Satz aus der Mail und googelte ihn. Dabei stieß er auf eine Folge ähnlicher Mails wie die seine. Der Mann aus Spanien, eher aus SPAMien, hatte mit dieser Methode in den letzten 5 Jahren schon viele Menschen angeschrieben. Nur war er bei ihnen gleich konkreter geworden und hatte einen gewissen Prozentteil des fiktiven Erbes angefordert. Ob überhaupt irgendjemand auf diesen Trick reingefallen war, ließ sich nicht erkennen. Auf alle Fälle hat mein Mandant den Kontakt zu der spanischen Adresse eingestellt und Anzeige bei der Polizei erstattet.
Wer Ähnliches zu berichten kann, kann uns gerne schreiben. Wenn sich niemand rührt, kann dieser Mann ungestört seine Betrügereien immer weiter treiben.
Nachtrag: Kurz nach Veröffentlichung bekam mein Mandat ein weiteres Schreiben. Anders als bei im Netz gefundenen Schreiben dieser Art wird hier immer noch nicht von einer Gebühr oder einem Geldanteil gesprochen, der vorab gezahlt werden soll, aber es kommt eine neue Adresse ins Spiel. Vor allem hängen 6 Dokumente an der Mail, die mein Mandat allerdings nicht geöffnet hat. Es sind Bilder und PDFs. Achtung: Sie könnten Viren oder Trojaner enthalten.
Sehr geehrter Herr XXX,
Ich habe erfolgreich die notwendige Zustimmung für die Freigabe des Kapitals in Ihrem Namen gesichert. Aber bitte beachten Sie, dass wir in dieser Phase der Verhandlung keine einzige Verzögerung benötigen und bitte folgen Sie mit Dringlichkeit alle meine Anweisungen.Heute ist die Genemigung auf Ihrem Namen herausgegeben worden, der Sie als den anwesenden Begünstigten der Gesamtsumme auszeichnet, da Sie volles Recht über das Kapital als der ERBENDE haben. Jetzt müssen Sie sich mit der Bank in Verbindung setzen, faxen Sie Kopien der Dokumente, die ich Ihnen zuschicke mit Anweisungen, um das Kapital, zu ihren Gunsten, freigeben zu lassen.
ANWEISUNG: Anbei finden Sie folgende Kopien von der Kapitalsfreigabezustimmung(Fund Release Approval), des geschworenen Affidavits (Sworn Affidavit of Claim), der Abfertigungsbescheinigung (Clearance Certificate) und andere notwendige dokumente wie von der Bank verlangte. Sie sollen auf dieser Email: info@onlinebancsabadell.es
BANCO SABADELL MADRIDCALLE DE AGUSTINA DE ARAGON 14
28006 MADRID – ESPAÑA
TEL: +34 911 232 176
info@onlinebancsabadell.es
CONTACT PERSON: JOSE ALVAREZ
(International Remittance Department)Schicken Sie der Bank diese Dokumente sofort und unterrichten Sie die bank darüber, jegliche Korrespondenz in deutscher Sprache zu übersetzen. Die Bank hat schon die original Dokumente sowie Ihre Kontaktinformationen.